Doch die Infrarotfotografie ist noch einmal etwas ganz anderes. Etwas
wunderschönes wenn man es mit Hingabe macht.
Sie kann den Betrachter in eine Welt entführen, die wie aus einem Märchen
erscheint, die sofort verzaubert.
Was die IR Fotografie so besonders macht?
Hier wird sicher besser verständlich, warum ich die Fotografie in Infrarot
gern mit einer Märchenwelt umschreibe.
Das Foto oben ist im September 2019 entstanden, es war also noch relativ
warm. Und es war Vormittag.
Die Farben hätten auch ganz anders aussehen können, doch mir gefällt
dieser retro-Stil in sepia-Tönen.
Die Vegetation erscheint wie in Eis erstarrt und wo am Himmel keine Wolken
sind, ist er schwarz.
Und dennoch zeigt das Bild keine Dunkelheit.
Die Aufnahmen werden nicht mit einer KI oder einer Softwarefunktion für
einen IR Effekt erstellt (wenn das denn schon möglich ist),
sondern man fotografiert die Welt so wie sie ist, wie sie uns umgibt.
Nur das wir diesen Zauber unserer
Umwelt ohne unsere IR Kamera nicht sehen können.
Erst sie macht diese so ganz andere Welt für unsere Augen sichtbar, sie öffnet eine neue optische Dimension vor uns.
Und das Prinzip dabei ist denkbar einfach!
Aber nicht so schnell ;-)
Die Faszination der IR-Fotografie
Richtig dramatisch wird es, wenn man IR-Farbfotos aufnimmt und
diese das erste Mal unbearbeitet, mit dem typischen roten Himmel, auf
einem größeren Bildschirm betrachtet. Doch dazu kommen wir gleich noch mal.
Fotos die aussehen als stammten sie aus einem Märchenbuch, weiße
Wälder und in schwarz-weiß IR, sogar bei hellstem Sonnenlicht tiefschwarze Himmel mit
weißen Wolken.
Eine Welt die so surreal wirkt, dass es schwer fällt sie zu beschreiben.
Das alles ist tatsächlich da, es umgibt uns jeden Tag.
Und wir machen jetzt die infrarote Welt um uns herum mit einer umgebauten
Kamera sichtbar!
Ein Hauptmerkmal der IR Fotografie ist der "Wood effect".
Alles Laub
erscheint je nach Lichteinfall und verwendetem Filter, von blau über rötlich und gelb, bis strahlend weiß.
Wasser und Chlorophyll in den Pflanzen, reflektieren das infrarote Licht -
wie hier:
Fotografiert
man dagegen Menschen in IR, sehen sie aus wie Gespenster. Die Haut ist
fast weiß - immerhin besteht der Körper wie bei den Pflanzen zum größten
Teil aus Wasser. Und das reflektiert nun mal das Licht. Die Augen dagegen
erscheinen meist wie dunkle Steine.
Besonders gut macht sich die IR-Fotografie in den Sommermonaten,
wenn alles Grün in vollem Saft steht.
Die schönsten Motive sind Kombinationen aus Pflanzen, mineralischem
(Steine, Felsen oder Mauerwerk) und Wasser.
Wasser kann trotz viel tiefer Schwärze immer noch Konturen haben.
Bäume haben ohnehin schon etwas faszinierendes als Fotomotive. In IR
potenziert sich diese Wirkung noch einmal.
David Hogan bringt diese schönen Naturmodelle
zur Perfektion. Er ist in meinen Augen ein
Meister, wenn es um Bäume in IR Licht geht.
Auch die Schärfe befindet sich im infraroten Licht auf einer ganz anderen Ebene. Die
IR-Wellenlängen lassen sich von Licht- und Luftverschmutzung oder Hitzeflimmern nicht
beeindrucken, alles wird schärfer und klarer gezeichnet, als es bei der
konventionellen Fotografie möglich ist.
Die Chemie der Lösungen auf dem Trägermaterial, schwankte natürlich von
Hersteller zu Hersteller auch qualitativ.
Und es gab nicht nur die abgestuften Empfindlichkeiten in ASA, an deren Stelle
wir heute an den Kameras die Lichtempfindlichkeit in ISO einstellen.
Und natürlich gab es auch schwarz-weiß Filme, z.B. von Ilford und
ebenfalls gab es
"damals" auch schon Emulsionen,
die speziell für die IR-Fotografie gedacht
waren.
Wenn die Chemie "etwas preisgünstiger" war, konnte das auch schon mal zu
rotstichigen Bildern führen, wie auch Unachtsamkeiten im Labor oder Fehler
an den Labormaschinen, mit denen für Drogerien, Elektronikmärkte etc.
Massen an Filmmaterial entwickelt und abgezogen wurden (und noch immer
werden).
Ohne die
Infrarot Sperrfilter, die in heutigen
Kameras vor den Sensoren verbauten werden, würden auch Digitalfotos rotstichig.
Ähnlich den UV Sperrfiltern, die auf das Objektiv geschraubt
wurden (und werden, heute mehr als Schutzglas vor der Linse) um das UV
Licht zu blockieren, wirken auch diese integrierten Sperrfilter.
Mit dem nötigen Wissen, dem richtigen Werkzeug und dem passenden Material,
lässt sich
aus jeder modernen Kamera eine Kamera für die
Infrarotfotografie machen.
Dazu wird die Kamera teilweise zerlegt, der Sperrfilter vor dem Sensor ausgebaut und durch eine
Klarglasscheibe ersetzt.
Die Kamera lässt nun Infrarotes Licht zum Sensor gelangen, sie ist ihrerseits fertig umgebaut.
Den Umbau sollte man allerdings, wegen elektrostatisch gefährdeter Teile
und auch wegen der Staubfreiheit, von einer entspr. ausgerüsteten
Fachwerkstatt durchführen lassen.
Bei meinem Umbau wurde vom
astro-shop anschließend auch alles neu eingemessen,
um z.B. die Funktion des Autofokus sicherzustellen.
Ohne weitere Filter ist die Kamera jetzt nur noch für die IR-Fotografie geeignet.
Um nun Infrarotaufnahmen machen zu können, benötigen wir noch einen
passenden IR-Filter, um die unerwünschten Wellenlängen (UV & sichtbares
Licht) vor dem Filter abzufangen.
Hier wird es schon komplexer.
Denn es gibt verschiedene Systeme und Filter für entspr. Wellenlängen des
infraroten Lichts.
Da wären die Filter zum aufschrauben "wie man das so kennt". Es gibt aber
auch welche zum einsetzen, sog.
Clip Filter.
Der Vorteil ist hier, dass man nicht für verschiedene Objektivdurchmesser
mehrere Filter kaufen muss.
Auch das Wechseln fällt weg. Der Filter bleibt beim Objektivwechsel einfach in der Kamera.
Doch damit ist das Thema noch nicht beendet. Die
verschiedenen Wellenlängen führen uns zum
Spektrum.
Der für unsere Augen sichtbare Bereich fängt bei violett und einer
Wellenlänge von 380 nm an und endet bei rot mit 740 nm.
Der ganz kurzwellige Bereich unterhalb 380 nm ist das UV-Licht, dass mit
Filtern geblockt wird.
Oberhalb der 740 nm beginnt der langwellige Infrarotbereich.
Um nun bei einer umgebauten Kamera nur noch die infraroten Wellen
passieren zu lassen, muss unser Filter also alles unterhalb 740 nm
blockieren. Es gibt auch dichtere Filter die bis über 800 nm filtern. Das
gilt jedoch nur für schwarz-weiß Infrarot.
Wollen wir Fotos in Farb-Infrarot machen, sollte der Filter ab ca. 650 nm
sperren.
IRreCams bietet einen besonders schwachen
550 nm Filter für Aufnahmen mit orange-roter Betonung für Laub, mit einem
insgesamt weichen, leicht surrealen Look.
Nach dem Kanaltausch haben wir mit diesem Filter leuchtend oranges Laub.
Ohne Kanaltausch wird das Laub satt blau, wie auf dem Aufkleber unten.
IRreCams 550nm Filter
Mitunter findet man dort unter "Fertig
umgebaute Infrarot Kameras" eine Gebrauchte, für die man
mit etwas Glück schon
passende Objektive besitzt.
Ich habe mich seinerzeit für das Clipfilter System von astro-shop.com
entschieden, dass speziell für eine kleine Auswahl von Canon Kameras
entwickelt ist. Davon besitze ich vier Filter:
Meine astro-shop.com
Clip Filter
So sehen die astro-shop Clip Filter aus
642 nm für Farbaufnahmen, 742 nm für das klassische IR und einen
hochdichten Filter mit 807nm für rein schwarz-weiße Aufnahmen.
Dazu gibt es noch einen OWB - "original white Balance" oder zu Deutsch:
"original Weißabgleich Filter", mit dem ich meine Kameras auch wieder für
die
konventionelle Fotografie nutzen kann.
Meine 1300 D habe ich neu und umgebaut gekauft, ähnlich wie beim
Auto-Tuning. Die
750 D und die 80 D habe ich zum Umbau eingeschickt.
Der
astro-shop.com macht hier wirklich klasse Arbeit zu fairen Preisen.
Die Entscheidung für ein System sollte jedoch jeder für sich treffen und
die Augen nach Mietkameras offen halten,
um von der Aufnahme bis zum finish der Nachbearbeitung alles
einmal gesehen und erlebt zu haben.
So kann man am besten ausloten, ob sich die Investition in Umbau und
Filter wirklich lohnt.
Mit etwas Geduld findet man im Netz nicht nur spezialisierte, fachkundige
Werkstätten für den Umbau vieler Modelle,
sondern auch viele Anbieter für weiteres Zubehör wie z.B. die speziellen
Filter oder Karten für den Weißabgleich.
Zu den bekanntesten Umbauern zählt
IRreCams.
Wer nicht das Geld für zwei Kameras hat, wäre mit meinem Clip Filter
System wohl am besten beraten - eine Kamera für alles.
Man benötigt zusätzlich zum IR-Filter nur noch den OWB Filter. Zusammen
liegt der Umbau mit zwei Filtern im astro-shopunter 600,--
WICHTIG:
Wer z.B. eine 750 D oder eine andere Canon APS-C Kamera umbauen lassen
möchte, hat diese unter Umständen im Kit mit Objektiven der
Einsteigerklasse von Canon gekauft.
Der Bildkreis dieser Objektive der EF-s Reihe fährt beim Zoomen und
Fokussieren nach hinten aus.
Da nach dem Umbau hier der Clipfilter sitzt, sind die EF-s Objektive nach
dem Umbau nicht mehr an der Kamera einsetzbar.
Für die IR-Fotografie müssen es (bei Canon) nicht zwingend die L-Objektive
aus der Canon-Oberklasse mit dem roten Ring sein.
Nur die Einsteigermodelle der EF-s
Reihe passen nicht bei eingesetztem Filter.
Für IR-Aufnahmen mit EF-s
Objektiven müsste ein Filter auf das Objektiv geschraubt werden.
Damit wäre der Vorteil per LiveView arbeiten zu können, verschenkt.
Konventionelle Aufnahmen sind mit EF-s-Objektiven bei eingesetztem Clip
Filter gar nicht mehr möglich.
Übergangsweise hatte ich anfangs ein gebrauchtes
EF 28-105mm im Einsatz.
Wenn das Geld nicht so locker sitzt, ist es eine Alternative zum L
Objektiv und der Brennweitenbereich gibt ausreichend Spielraum um die
meisten Motive "In den Kasten" zu bekommen.
Natürlich könnte man sich den Ausbau des Sperrfilters auch sparen. Denn
ist die Belichtungszeit lang genug, lässt auch der
Infrarot Sperrfilter noch einen kleinen
Anteil IR-Licht passieren. Doch durch die hohe Dichte der Schraubfilter
verlängert sich die Belichtungszeit so weit, dass man ohne Stativ keine
Aufnahmen machen kann.
Das hat dann weitere Folgen im Schlepp. Fokussieren kann man nur ohne Filter,
weil es mit aufgeschraubtem Filter unmöglich ist, etwas zu sehen.
Der Filter sorgt ja dafür, dass das sichtbare Licht nicht zum Sensor
gelangt.
Den IR-Filter nach dem Fokussieren wieder aufzuschrauben, ist nicht nur
aufwändiger sondern bewegt auch den Schärfe- bzw. den Zoomring am Objektiv und ändert
die vorgenommene Einstellung wieder.
Wenn auch nur geringfügig aber immerhin.
Bei den Clipfiltern und entferntem Sperrfilter kann man problemlos via
LiveView aus der Hand fokussieren und mit normalen Belichtungszeiten auslösen.
Der Vorteil liegt auf der Hand - ein Stativ ist nicht mehr zwingend
notwendig.
Der schlagende Vorteil des Clip Filter ist aber der Nachteinsatz. Hier
wird erst richtig deutlich, was infrarot bedeutet.
Wir können das Licht nicht sehen. Die Mäuse unten auch nicht. Schauen wir
aber auf das Display der Kamera, sehen wir dort zwei Mäuse auf einer Leiste
laufen.
Dazu benötigt man nichts weiter als eine Infrarotleuchte. Die gibt es als
Strahler und als Handlampen - wie kleine Taschenlampen.
Diesen Schweinwerfer
habe ich für den mobilen Einsatz modifiziert. Statt über das Netzteil,
wird er jetzt netzunabhängig von einem 12V-Akku versorgt.
Über den Befestigungsbügel lässt er sich auch auf einem Scheinwerferstativ
montieren.
Es geht aber auch eine Nummer kleiner, z.B. mit diesen Infrarot
Handlampen
Die kleine IR-LED ist gut zu erkennen. Eingeschaltet sieht man ohne
Kamera nur ein schwaches Glimmen
Mit einem entsprechend leistungsfähigen IR-Strahler auf einem Hochsitz,
kann man beeindruckende Aufnahmen von nachtaktiven Wildtieren machen - Tiere in der
Nacht fotografieren ohne sie zu stören!
Diese beiden Besucher (Schlafmäuse, ähnlich dem Siebenschläfer), die täglich auf unserer Dachterrasse unterwegs
sind, habe ich bei den
Vorbereitungen für den Winterschlaf, nur mit der IR-Lampe und der
umgebauten Kamera fotografieren
und (freihand) filmen können:
Die Fotografie mit der umgebauten IR-Kamera
Wie arbeitet man nun damit?
Auch das ist keine Raketenwissenschaft. Mit aufgeschraubtem Filter ist es
wie oben beschrieben, etwas schwieriger.
Mit meinen Clipfiltern kann ich beinahe arbeiten wie mit meinen
konventionellen Kameras.
Bevor es losgeht, muss man in der Kamera noch den manuellen Weißabgleich
durchführen.
Dazu fotografiere ich mit meinen Canon DSLR etwas weißes und
wähle dieses Foto für die Kalibrierung.
Über das Menü wird der Weißabgleich aufgerufen
und hier wird jetzt
der manuelle Weißabgleich ausgewählt. Sonst arbeite ich mit der Auswahl "AWB"
*
die für Automatik, "automatic white balance" steht.
Nun kommt die Auswahl des Referenzfotos
Hier sollte ein rein weißes Bild zu sehen sein - oder im Sommer auch eine
grüne Wiese - denn das Gras ist jetzt mit dem Filter in der Kamera ohnehin
weiß - wie auf dem Beispielfoto mit den beiden Bäumen.
Zuletzt ist noch zu beachten, dass nicht jedes Objektiv für die
Infrarotfotografie geeignet ist. Manche Linsen zeigen auf dem Bild einen
roten Punkt in der Mitte, einen sog. Hotspot der das Bild zerstört wie ein
Rotweinfleck ein weißes Kleid.
Unter
decatec.de gibt es eine (wenn auch schon
etwas in die Jahre gekommene) Liste für fast alle Hersteller mit einer
Bewertung zur IR-Tauglichkeit von Objektiven.
Zusammenfassung:
Kamera umgebaut
Filter drin oder drauf
weiße Vorlage fotografieren
Weißabgleich in der Kamera vornehmen
Mit Filter drauf - Kamera auf Stativ testen - Bild zu dunkel - Filter
runter, fokussieren, Filter wieder drauf
ClipFilter drin - im LiveView sollte mit eingesetztem Filter das Arbeiten
mit normalen Verschlusszeiten ohne Stativ möglich sein
Wenn bis hierher alles stimmt, kann es endlich losgehen!
Im Grunde macht man jetzt alles wie immer. Natürlich ist die
Bildgestaltung auch in Infrarot das A & O.
Tiefe, dynamische Landschaften mit Wiesen und Bäumen, darüber Wolken am
Himmel.
Ein Solitär, eine Gruppe Birken allein unter schwarzem Himmel.
Oder ein Kratersee, ein Maar in der Eifel. Die
Möglichkeiten sind unendlich.
Die Nachbearbeitung - mit oder ohne Kanaltausch bei
Farbaufnahmen.
Wie bei der konventionellen Fotografie ist auch für IR
Aufnahmen die Nachbearbeitung ein Thema.
Für viele die IR in Farbe fotografieren, ist der Kanaltausch der erste
Schritt.
Dabei werden rot gegen blau und umgekehrt getauscht.
In
RAW Therapee wird der Kanaltausch durch Regler vorgenommen.
Im roten Kanal stellen wir dazu rot auf 0 und blau auf 100.
In der gleichen Weise gehen wir dann im blauen Kanal vor.
Blau auf 0 und rot auf 100.
Damit sind die Kanäle unseres Farbinfrarot getauscht, der rote Himmel
ist jetzt blau.
In
Dark Table ist es etwas einfacher.
Hier wählen wir das Eingabeprofil und da den Unterpunkt "lineares
Infrarot BGR."
Als Ausgabeprofil sollte hier "Lineares Rec2020-RGB gewählt
werden,
damit die Farben in der Ausgabe nicht zu blass erscheinen.
Damit ist der Kanaltausch in Dark Table vollzogen.
Schauen wir uns hier auch einmal vorher
und nachher an
Abtei Himmerod ohne Kanaltausch bearbeitet
Diese Aufnahme habe ich absichtlich mit
dem roten Himmel belassen bearbeitet, weil es dadurch so außergewöhnlich
wirkt.
Ein roter
Himmel wird jetzt wieder blau und wirkt natürlicher als der "Mars-Effekt"
- doch auch das
Rot hat seinen Reiz.
Zum Vergleich das unbearbeitete RAW nach dem Kanaltausch:
Abtei Himmerod nur mit
Kanaltausch, ohne weitere Bearbeitung
Hier haben wir nach dem Kanaltausch den
typisch flauen Look eines
RAW-Fotos. Unser IR-RAW kann also
ebenfalls wie gewohnt, ganz "normal" bearbeitet werden - oder völlig
experimentell. Fantasie und Kreativität sollten sich gerade in dieser
"Märchenwelt" völlig frei entfalten können.
Das Schöne in der IR-Nachbearbeitung ist ja, dass man hier keine "Falschfarben"
mehr hat - man ist ohnehin schon in einer Welt unterwegs, die wie
eine andere Dimension wirkt. Und in der gibt es kein richtig oder falsch bei den
Farben.
Man sollte sich frei fühlen zu experimentieren - das Ergebnis zählt.
Mich begeistert dieser Nischenbereich, der noch von zu vielen zu wenig
Beachtung erfährt, immer wieder aufs neue.
Wer einmal die Gelegenheit hat eine umgebaute IR-Kamera zu testen, sollte das
Angebot auf jeden Fall annehmen!
Aber womit macht man nun die Nachbearbeitung?
Der Platzhirsch Adobe hat in einer seiner Anwendungen auch den Kanaltausch
integriert, ich weiß nur nicht ob nun in
PS oder
LR.
Meine Anwendungen dafür sind RAW Therapee oder Dark Table, beides open
Source und sie zwingen mich im Gegensatz zu Adobe auch nicht zu einem
bestimmten Betriebssystem.
Wenn der Kanaltausch (vorausgesetzt er ist überhaupt nötig) durchgeführt
ist, kann man die IR Aufnahme weiter bearbeiten
wie jedes andere Foto
auch. Ich arbeite seit Jahren hauptsächlich mit dem CyberLink Photo
Director, bzw. für Ebenenbearbeitungen mit dem uralten Corel PhotoPaint.
Service und / oder Support sollte man allerdings für den Photo
Director nicht benötigen. Denn da
leistet sich CyberLink einen Totalausfall.
Bei meiner seinerzeit nagelneuen Version 14 wurde mir nach der
Installation ein Update angeboten, dass sich sehr schnell als Demoversion
entpuppte! CyberLink wollte die Schuld auf den Händler abschieben.
Eine neue Vollversion die durch solch einen Fehler entwertet wird und
Kunden mit gekauften Lizenzen riesige Wasserzeichen in die Bilder haut,
ist ein
absolutes NoGo.
Zurück zum Thema.
Wenn man schon dabei ist, kann man natürlich auch gleich mit RawTherapee
oder DarkTable weiter machen.
Nur weil die beiden Programme open source sind, heißt das nicht, dass sie
nichts taugen - im Gegenteil!
Wirklich alles wichtige haben sie an Bord. Sogar einen Verlaufsfilter gibt
es.
Aber RAW ist RAW - alles was mit dem Format kompatibel ist, kann zur
weiteren Bearbeitung der RAW, bzw. nach dem Kanaltausch gespeicherten
tif-Dateien genutzt werden.
Etwas weiter oben hatte ich ja bereits angesprochen, dass es in der IR
Fotografie keine "Falschfarben" mehr gibt.
Wie will man eine Welt beschreiben, die keiner von uns sehen kann?
Und die dazu bei jeder Bearbeitung in einer anderen Weise, z.B. sehr
surreal, dargestellt werden kann. Wie hier:
Heizkraftwerk
Berlin Lichtenberg
Einen orange-braunen Himmel wird sicher
noch kein Mensch gesehen haben und sicher auch keine gelblichen Wolken.
Es ist also eine reine Geschmacksfrage, ob man den Kanaltausch vornimmt
oder nicht.
Je nach Motiv habe ich auch schon einen Kanaltausch gemacht und das
"umgedrehte" Bild mit dem ursprünglichen RAW verglichen.
IRreCams hat zum Thema Kanaltausch noch eine eigene Lösung entwickelt: Den
Infrablue Filter!
Hier ein Auszug aus der Beschreibung:
"Der IRreCams InfraBlue-Filter reduziert den Aufwand bei der
Nachbearbeitung von IR Aufnahmen.
Das Ergebnis ist ähnlich dem des 630 nm Filter, also gelbes Laub unter
einem blauen Himmel.
Durch den InfraBlue-Filter entfällt die Notwendigkeit eines Kanaltausches.
Das fertige Bildergebnis wird bereits auf dem Display sichtbar. Das ist
besonders vorteilhaft, wenn man in Infrarot filmen möchte."
Für diesen Beitrag habe ich dann bei IRreCams "etwas zu viel gelesen"...
Von einem Filter unter 600nm hatte ich bis dato noch nie gehört.
Entsprechend erstaunt war ich dann beim Anblick der Fotos vom 550nm Filter
mit seinem orangefarbenen Glas.
Hier ist alles so ganz anders, als ich es von meinen bisherigen Filtern
kenne. Ohne Kanaltausch werden hier z.B. Pflanzenteile blau!
Richtig blau. Nach dem üblichen Kanaltausch rot gegen blau und blau gegen
rot erscheint das Laub nun rosa bis rot. Auf den Himmel hat der
Kanaltausch hier kaum einen Einfluss. Also ganz anders wie bei meinem
Farb-IR Clipfilter 642.
Hier ein erster Eindruck:
Das 550nm
Foto nach der Bearbeitung
Das unbearbeitete 550nm Foto nach dem Kanaltausch
Das fertige 550nm Foto mit Kanaltausch nach der Bearbeitung,
Rot und Orange habe ich aufgezogen, um aus dem Rosarot ein
sattes Rot zu bekommen
Abtei Himmerod nur mit
Kanaltausch
und Teilentsättigung
Noch einmal die Abtei Himmerod.
Die Farben hatten mir vor dem Kanaltausch besser gefallen, nur der rote
Himmel war für meinen Geschmack zu aufdringlich und reduzierte die Abtei
in ihrer Wirkung. Kurzerhand versuchte ich den roten Regler, dann orange.
Schon war der Himmel dezenter, die untergehende Sonne beleuchtete das
Gebäude und legte die Vegetation in weichem Übergang in sanfte Schatten.
Unter einem blauen Himmel wirkte das Bauwerk kühl, nüchtern. Hier
erscheint es eingebettet in die Hügellandschaft, wie in einem Nest.
Ein Bild drei Zustände / Bearbeitungen. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt!
Doch das ist noch nicht alles!
Schaut man sich den Himmel über dem
Schloss Charlottenburg an, erscheinen die
Wolken extrem deutlich.
Tatsächlich werden Wolken und Nebel im Infrarotlicht immer dichter
erscheinen als wir es vom sichtbaren Licht gewöhnt sind.
Doch was wäre, wenn wir in einem für uns nicht erkennbaren Licht
erscheinende Dinge, nicht nur nicht sehen, sondern gar nicht bemerken?
Als würde man über einen unsichtbaren Gegenstand stolpern.
Ganz so ist es mit Materie natürlich nicht. Sowohl UV- als auch
Infrarotlicht haben keine Zauberwirkung.
In diesen Wellenlängen geschieht im Grunde nichts anderes, als das sich
die Farben ändern, in denen z.B. Pflanzen das Licht reflektieren.
Doch es gibt auch andere Dinge, die weniger einfach zu erklären sind.
So wie feinste Wolkenanfänge im Infrarotlicht sichtbar werden, lange bevor
sie im sichtbaren Licht zu erkennen sind,
beeinflussen auch andere Faktoren das aufgenommene Bild. Und hier wird es
wirklich spannend.
Denn was hier auf dem Bild erscheint, ist dem roten Himmel wegen seiner
Auffälligkeit ähnlich. Jedoch nur ähnlich.
Ich für meinen Teil finde diese Wirkung
besorgniserregend.
Denn dort wo im Bild die Strahlen ihren Ursprung nehmen, befindet sich
auch ein US Militärstandort.
Was kann eine solche Wirkung, eine solche dunkle Abstrahlung
haben?
Niemand konnte sich bisher erklären, was auf diesem Bild im Infrarotlicht
unzweifelhaft zu sehen ist.
Diese dunklen Strahlen kamen hier an einem Sommerabend aus
west-südwestlicher Richtung - die Sonne ging auf dem Bild
hinter meiner rechten Schulter unter.
Schaut man auf das Zentrum der Abstrahlung unten links, ist
offensichtlich, dass es keine Sonneneinstrahlung von rechts ist, die
dieses Bild zeichnet.
Denn die hellen Bereiche zischen den dunklen Strahlen werden zu deren Zentrum
hin schmaler, wo sie breiter werden müssten,
kämen sie als Licht von rechts. So wie die dunklen Strahlen von links nach
rechts breiter werden.
Die Kontraste und Tiefen etwas angezogen, verdeutlicht dieses bearbeitete
jpg aus einer RAW Datei nur das,
was das Vorschau-jpg unten bereits erahnen ließ:
Wieder zurück zu der Frage nach diesem
Bild, führte mich eine meiner Neuentdeckungen, die UV Fotografie.
Auch hier zeigt die Natur Reaktionen, ähnlich dem Wood Effect, die unsere
Augen nicht sehen können.
Insekten z.B. können UV-Licht wahrnehmen. Sie sehen Dinge, die wir nie
sehen werden. Das sollte man einmal sacken lassen.
Zur UV Fotografie habe ich hier wirklich beeindruckende Aufnahmen
gefunden:
UV-Licht verwandelt normale Blumen in fremdartige
Geschöpfe mit seltsamen Farben und funkelnden Lichtern.
Die Leuchten für die ersten UV-Aufnahmen sind bereits unterwegs.
So wie es inhaltlich für ein Thema reicht, melde ich mich mit einem
ausführlichen Beitrag zur UV-Fotografie zurück!
*
Das ist im Regelfall die beste Wahl.
Man kann keine Änderung vergessen und
muss sich zu Hause nicht über Fehlfarben ärgern,
die sich kaum oder gar nicht korrigieren lassen.