Infrarotfotografie
                     
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Infrarotfotografie

 
29.05.2025

Die Märchenwelt um uns herum, die unsere Augen nicht wahrnehmen können

01.06.2025
 

 

 

 

Infrarotes Licht in der Fotografie

Zeige ich Menschen meine Infrarotfotos, assoziieren sie diese oft mit Winterlandschaften.
Wenn ich dann das Rätsel löse, ist das Erstaunen mitunter groß. Denn die Vorstellungen von Infrarotfotografie sind vielfältig.

Der Eine denkt dabei an Bilder wie im Fernsehen, wo Polizeihubschrauber bei Nacht anhand der Wärmesignatur versteckte Personen aufspüren. Optisch sind diese Aufnahmen einem Röntgenbild ähnlich.
Andere haben das Bild aus einem Energiepass vor Augen. Ein buntes Bild, in dem gelbe, rote, grüne und blaue Konturen an den Rändern ineinander verlaufen.
Verantwortungsvolle Landwirte setzen diese Technik heute kombiniert mit Drohnen ein und spüren so Rehkitze und andere Tiere in Feldern auf, bevor die Mähdrescher an die Arbeit gehen.

Doch die Infrarotfotografie ist noch einmal etwas ganz anderes. Etwas wunderschönes wenn man es mit Hingabe macht.
Sie kann den Betrachter in eine Welt entführen, die wie aus einem Märchen erscheint, die sofort verzaubert.
Was die IR Fotografie so besonders macht?


Reststück der Eisenbahnbrücke Dömitz an der Elbe

Hier wird sicher besser verständlich, warum ich die Fotografie in Infrarot gern mit einer Märchenwelt umschreibe.
Das Foto oben ist im September 2019 entstanden, es war also noch relativ warm. Und es war Vormittag.
Die Farben hätten auch ganz anders aussehen können, doch mir gefällt dieser retro-Stil in sepia-Tönen.
Die Vegetation erscheint wie in Eis erstarrt und wo am Himmel keine Wolken sind, ist er schwarz.
Und dennoch zeigt das Bild keine Dunkelheit.

Die Aufnahmen werden nicht mit einer KI oder einer Softwarefunktion für einen IR Effekt erstellt (wenn das denn schon möglich ist),
sondern man fotografiert die Welt so wie sie ist, wie sie uns umgibt.
Nur das wir diesen Zauber unserer Umwelt ohne unsere IR Kamera nicht sehen können.
Erst sie macht diese so ganz andere Welt für unsere Augen sichtbar, sie öffnet eine neue optische Dimension vor uns.
Und das Prinzip dabei ist denkbar einfach!

Aber nicht so schnell ;-)


Die Faszination der IR-Fotografie

Richtig dramatisch wird es, wenn man IR-Farbfotos aufnimmt und diese das erste Mal unbearbeitet, mit dem typischen roten Himmel, auf einem größeren Bildschirm betrachtet. Doch dazu kommen wir gleich noch mal.

Fotos die aussehen als stammten sie aus einem Märchenbuch, weiße Wälder und in schwarz-weiß IR, sogar bei hellstem Sonnenlicht tiefschwarze Himmel mit weißen Wolken. Eine Welt die so surreal wirkt, dass es schwer fällt sie zu beschreiben.
Das alles ist tatsächlich da, es umgibt uns jeden Tag.
Und wir machen jetzt die infrarote Welt um uns herum mit einer umgebauten Kamera sichtbar!

Ein Hauptmerkmal der IR Fotografie ist der "Wood effect".
Alles Laub erscheint je nach Lichteinfall und verwendetem Filter, von blau über rötlich und gelb, bis strahlend weiß.
Wasser und Chlorophyll in den Pflanzen, reflektieren das infrarote Licht - wie hier:


Schloss Charlottenburg, Berlin

Fotografiert man dagegen Menschen in IR, sehen sie aus wie Gespenster. Die Haut ist fast weiß - immerhin besteht der Körper wie bei den Pflanzen zum größten Teil aus Wasser. Und das reflektiert nun mal das Licht. Die Augen dagegen erscheinen meist wie dunkle Steine.

Besonders gut macht sich die IR-Fotografie in den Sommermonaten, wenn alles Grün in vollem Saft steht.
Die schönsten Motive sind Kombinationen aus Pflanzen, mineralischem (Steine, Felsen oder Mauerwerk) und Wasser.

Wasser kann trotz viel tiefer Schwärze immer noch Konturen haben.
Bäume haben ohnehin schon etwas faszinierendes als Fotomotive. In IR potenziert sich diese Wirkung noch einmal.
David Hogan bringt diese schönen Naturmodelle zur Perfektion. Er ist in meinen Augen ein Meister, wenn es um Bäume in IR Licht geht.

Auch die Schärfe befindet sich im infraroten Licht auf einer ganz anderen Ebene. Die IR-Wellenlängen lassen sich von Licht- und Luftverschmutzung oder Hitzeflimmern nicht beeindrucken, alles wird schärfer und klarer gezeichnet, als es bei der konventionellen Fotografie möglich ist.

Schau einfach selbst mal in meine IR-Galerie. Wenn Du Fragen zur Infrarotfotografie hast, schreib mir eine E-Mail!


Kleiner technischer Exkurs


Kannst Du Dich noch an "früher" erinnern, an diese rotstichigen Fotos aus den Pocketkameras?
Viele dieser Fotos waren über- oder fehlbelichtet, auch wegen nicht lichtdichter, bzw. nicht druckfester Kassetten.
Aber es gibt noch einen weiteren Grund für die rotstichigen Bilder damals.
 
Die Chemie der Lösungen auf dem Trägermaterial, schwankte natürlich von Hersteller zu Hersteller auch qualitativ.
Und es gab nicht nur die abgestuften Empfindlichkeiten in ASA, an deren Stelle wir heute an den Kameras die Lichtempfindlichkeit in ISO  einstellen.
Und natürlich gab es auch schwarz-weiß Filme, z.B. von Ilford und ebenfalls gab es "damals" auch schon Emulsionen,
die speziell für die IR-Fotografie gedacht waren.

Wenn die Chemie "etwas preisgünstiger" war, konnte das auch schon mal zu rotstichigen Bildern führen, wie auch Unachtsamkeiten im Labor oder Fehler an den Labormaschinen, mit denen für Drogerien, Elektronikmärkte etc. Massen an Filmmaterial entwickelt und abgezogen wurden (und noch immer werden).


Ohne die Infrarot Sperrfilter, die in heutigen Kameras vor den Sensoren verbauten werden, würden auch Digitalfotos rotstichig.
Ähnlich den UV Sperrfiltern, die auf das Objektiv geschraubt wurden (und werden, heute mehr als Schutzglas vor der Linse) um das UV Licht zu blockieren, wirken auch diese integrierten Sperrfilter.

Mit dem nötigen Wissen, dem richtigen Werkzeug und dem passenden Material, lässt sich aus jeder modernen Kamera eine Kamera für die Infrarotfotografie machen.
Dazu wird die Kamera teilweise zerlegt, der Sperrfilter vor dem Sensor ausgebaut und durch eine Klarglasscheibe ersetzt.
Die Kamera lässt nun Infrarotes Licht zum Sensor gelangen, sie ist ihrerseits fertig umgebaut.

Den Umbau sollte man allerdings, wegen elektrostatisch gefährdeter Teile und auch wegen der Staubfreiheit, von einer entspr. ausgerüsteten
Fachwerkstatt durchführen lassen.

Bei meinem Umbau wurde vom astro-shop anschließend auch alles neu eingemessen, um z.B. die Funktion des Autofokus sicherzustellen.
Ohne weitere Filter ist die Kamera jetzt nur noch für die IR-Fotografie geeignet.

Um nun Infrarotaufnahmen machen zu können, benötigen wir noch einen passenden IR-Filter, um die unerwünschten Wellenlängen (UV & sichtbares Licht) vor dem Filter abzufangen. Hier wird es schon komplexer.
Denn es gibt verschiedene Systeme und Filter für entspr. Wellenlängen des infraroten Lichts.

Da wären die Filter zum aufschrauben "wie man das so kennt". Es gibt aber auch welche zum einsetzen, sog. Clip Filter.
Der Vorteil ist hier, dass man nicht für verschiedene Objektivdurchmesser mehrere Filter kaufen muss.
Auch das Wechseln fällt weg. Der Filter bleibt beim Objektivwechsel einfach in der Kamera.

Doch damit ist das Thema noch nicht beendet. Die verschiedenen Wellenlängen führen uns zum Spektrum.
Der für unsere Augen sichtbare Bereich fängt bei violett und einer Wellenlänge von 380 nm an und endet bei rot mit 740 nm.
Der ganz kurzwellige Bereich unterhalb 380 nm ist das UV-Licht, dass mit Filtern geblockt wird.
Oberhalb der 740 nm beginnt der langwellige Infrarotbereich.

Um nun bei einer umgebauten Kamera nur noch die infraroten Wellen passieren zu lassen, muss unser Filter also alles unterhalb 740 nm blockieren. Es gibt auch dichtere Filter die bis über 800 nm filtern. Das gilt jedoch nur für schwarz-weiß Infrarot.
Wollen wir Fotos in Farb-Infrarot machen, sollte der Filter ab ca. 650 nm sperren.
IRreCams bietet einen besonders schwachen 550 nm Filter für Aufnahmen mit orange-roter Betonung für Laub, mit einem insgesamt weichen, leicht surrealen Look.
Nach dem Kanaltausch haben wir mit diesem Filter leuchtend oranges Laub. Ohne Kanaltausch wird das Laub satt blau, wie auf dem Aufkleber unten.
 


IRreCams 550nm Filter

Mitunter findet man dort unter "Fertig umgebaute Infrarot Kameras" eine Gebrauchte, für die man mit etwas Glück schon passende Objektive besitzt.


Ich habe mich seinerzeit für das Clipfilter System von astro-shop.com entschieden, dass speziell für eine kleine Auswahl von Canon Kameras entwickelt ist. Davon besitze ich vier Filter:
 

  
Meine astro-shop.com Clip Filter


So sehen die astro-shop Clip Filter aus

642 nm für Farbaufnahmen, 742 nm für das klassische IR und einen hochdichten Filter mit 807nm für rein schwarz-weiße Aufnahmen.
Dazu gibt es noch einen OWB - "original white Balance" oder zu Deutsch: "original Weißabgleich Filter", mit dem ich meine Kameras auch wieder für die konventionelle Fotografie nutzen kann.

Meine 1300 D habe ich neu und umgebaut gekauft, ähnlich wie beim Auto-Tuning. Die 750 D und die 80 D habe ich zum Umbau eingeschickt.
Der astro-shop.com macht hier wirklich klasse Arbeit zu fairen Preisen.

Die Entscheidung für ein System sollte jedoch jeder für sich treffen und die Augen nach Mietkameras offen halten, um von der Aufnahme bis zum finish der Nachbearbeitung alles einmal gesehen und erlebt zu haben.
So kann man am besten ausloten, ob sich die Investition in Umbau und Filter wirklich lohnt.

Mit etwas Geduld findet man im Netz nicht nur spezialisierte, fachkundige Werkstätten für den Umbau vieler Modelle,
sondern auch viele Anbieter für weiteres Zubehör wie z.B. die speziellen Filter oder Karten für den Weißabgleich.
Zu den bekanntesten Umbauern zählt IRreCams.


Wer nicht das Geld für zwei Kameras hat, wäre mit meinem Clip Filter System wohl am besten beraten - eine Kamera für alles.
Man benötigt zusätzlich zum IR-Filter nur noch den OWB Filter. Zusammen liegt der Umbau mit zwei Filtern im astro-shopunter 600,--

WICHTIG:
Wer z.B. eine 750 D oder eine andere Canon APS-C Kamera umbauen lassen möchte, hat diese unter Umständen im Kit mit Objektiven der Einsteigerklasse von Canon gekauft.
Der Bildkreis dieser Objektive der EF-s Reihe fährt beim Zoomen und Fokussieren nach hinten aus.
Da nach dem Umbau hier der Clipfilter sitzt, sind die EF-s Objektive nach dem Umbau nicht mehr an der Kamera einsetzbar.

Für die IR-Fotografie müssen es (bei Canon) nicht zwingend die L-Objektive aus der Canon-Oberklasse mit dem roten Ring sein.
Nur die Einsteigermodelle der EF-s Reihe passen nicht bei eingesetztem Filter.
Für IR-Aufnahmen mit EF-s Objektiven müsste ein Filter auf das Objektiv geschraubt werden.
Damit wäre der Vorteil per LiveView arbeiten zu können, verschenkt.
Konventionelle Aufnahmen sind mit EF-s-Objektiven bei eingesetztem Clip Filter gar nicht mehr möglich.

Übergangsweise hatte ich anfangs ein gebrauchtes EF 28-105mm im Einsatz.
Wenn das Geld nicht so locker sitzt, ist es eine Alternative zum L Objektiv und der Brennweitenbereich gibt ausreichend Spielraum um die meisten Motive "In den Kasten" zu bekommen.

Natürlich könnte man sich den Ausbau des Sperrfilters auch sparen. Denn ist die Belichtungszeit lang genug, lässt auch der
Infrarot Sperrfilter noch einen kleinen Anteil IR-Licht passieren. Doch durch die hohe Dichte der Schraubfilter verlängert sich die Belichtungszeit so weit, dass man ohne Stativ keine Aufnahmen machen kann.

Das hat dann weitere Folgen im Schlepp. Fokussieren kann man nur ohne Filter, weil es mit aufgeschraubtem Filter unmöglich ist, etwas zu sehen.
Der Filter sorgt ja dafür, dass das sichtbare Licht nicht zum Sensor gelangt.
Den IR-Filter nach dem Fokussieren wieder aufzuschrauben, ist nicht nur aufwändiger sondern bewegt auch den Schärfe- bzw. den Zoomring am Objektiv und ändert die vorgenommene Einstellung wieder. Wenn auch nur geringfügig aber immerhin.

Bei den Clipfiltern und entferntem Sperrfilter kann man problemlos via LiveView aus der Hand fokussieren und mit normalen Belichtungszeiten auslösen. Der Vorteil liegt auf der Hand - ein Stativ ist nicht mehr zwingend notwendig.

Der schlagende Vorteil des Clip Filter ist aber der Nachteinsatz. Hier wird erst richtig deutlich, was infrarot bedeutet.
Wir können das Licht nicht sehen. Die Mäuse unten auch nicht. Schauen wir aber auf das Display der Kamera, sehen wir dort zwei Mäuse auf einer Leiste laufen.
Dazu benötigt man nichts weiter als eine Infrarotleuchte. Die gibt es als Strahler und als Handlampen - wie kleine Taschenlampen.
 


Diesen Schweinwerfer habe ich für den mobilen Einsatz modifiziert. Statt über das Netzteil, wird er jetzt netzunabhängig von einem 12V-Akku versorgt.
Über den Befestigungsbügel lässt er sich auch auf einem Scheinwerferstativ montieren.



Es geht aber auch eine Nummer kleiner, z.B. mit diesen Infrarot Handlampen


Die kleine IR-LED ist gut zu erkennen. Eingeschaltet sieht man ohne Kamera nur ein schwaches Glimmen

Mit einem entsprechend leistungsfähigen IR-Strahler auf einem Hochsitz, kann man beeindruckende Aufnahmen von nachtaktiven Wildtieren machen - Tiere in der Nacht fotografieren ohne sie zu stören!

  

Diese beiden Besucher (Schlafmäuse, ähnlich dem Siebenschläfer), die täglich auf unserer Dachterrasse unterwegs sind, habe ich bei den Vorbereitungen für den Winterschlaf, nur mit der  IR-Lampe und der umgebauten Kamera fotografieren und (freihand) filmen können:




Die Fotografie mit der umgebauten IR-Kamera

Wie arbeitet man nun damit?
Auch das ist keine Raketenwissenschaft. Mit aufgeschraubtem Filter ist es wie oben beschrieben, etwas schwieriger.
Mit meinen Clipfiltern kann ich beinahe arbeiten wie mit meinen konventionellen Kameras.

Bevor es losgeht, muss man in der Kamera noch den manuellen Weißabgleich durchführen.
Dazu fotografiere ich mit meinen Canon DSLR etwas weißes und wähle dieses Foto für die Kalibrierung.

 

Über das Menü wird der Weißabgleich aufgerufen

und hier wird jetzt

der manuelle Weißabgleich ausgewählt. Sonst arbeite ich mit der Auswahl "AWB" * die für Automatik, "automatic white balance" steht.
 

Nun kommt die Auswahl des Referenzfotos

 

Hier sollte ein rein weißes Bild zu sehen sein - oder im Sommer auch eine grüne Wiese - denn das Gras ist jetzt mit dem Filter in der Kamera ohnehin weiß - wie auf dem Beispielfoto mit den beiden Bäumen.

Zuletzt ist noch zu beachten, dass nicht jedes Objektiv für die Infrarotfotografie geeignet ist. Manche Linsen zeigen auf dem Bild einen roten Punkt in der Mitte, einen sog. Hotspot der das Bild zerstört wie ein Rotweinfleck ein weißes Kleid.

Unter decatec.de gibt es eine (wenn auch schon etwas in die Jahre gekommene) Liste für fast alle Hersteller mit einer Bewertung zur IR-Tauglichkeit von Objektiven.


Zusammenfassung:

Kamera umgebaut
Filter drin oder drauf
weiße Vorlage fotografieren
Weißabgleich in der Kamera vornehmen
Mit Filter drauf - Kamera auf Stativ testen - Bild zu dunkel - Filter runter, fokussieren, Filter wieder drauf
ClipFilter drin - im LiveView sollte mit eingesetztem Filter das Arbeiten mit normalen Verschlusszeiten ohne Stativ möglich sein

Wenn bis hierher alles stimmt, kann es endlich losgehen!
Im Grunde macht man jetzt alles wie immer. Natürlich ist die Bildgestaltung auch in Infrarot das A & O.
Tiefe, dynamische Landschaften mit Wiesen und Bäumen, darüber Wolken am Himmel.
Ein Solitär, eine Gruppe Birken allein unter schwarzem Himmel.
Oder ein Kratersee, ein Maar in der Eifel. Die Möglichkeiten sind unendlich.


Die Nachbearbeitung - mit oder ohne Kanaltausch bei Farbaufnahmen.

Wie bei der konventionellen Fotografie ist auch für IR Aufnahmen die Nachbearbeitung ein Thema.
Für viele die IR in Farbe fotografieren, ist der Kanaltausch der erste Schritt.
Dabei werden rot gegen blau und umgekehrt getauscht.
 

In RAW Therapee wird der Kanaltausch durch Regler vorgenommen.
Im roten Kanal stellen wir dazu rot auf 0 und blau auf 100.
In der gleichen Weise gehen wir dann im blauen Kanal vor.

Blau auf 0 und rot auf 100.
Damit sind die Kanäle unseres Farbinfrarot getauscht, der rote Himmel ist jetzt blau.

 

In Dark Table ist es etwas einfacher.
Hier wählen wir das Eingabeprofil und da den Unterpunkt "lineares Infrarot BGR."
Als Ausgabeprofil sollte hier "Lineares Rec2020-RGB gewählt werden,
damit die Farben in der Ausgabe nicht zu blass erscheinen.
 
Damit ist der Kanaltausch in Dark Table vollzogen. 

Schauen wir uns hier auch einmal vorher und nachher an
 


Abtei Himmerod ohne Kanaltausch bearbeitet

Diese Aufnahme habe ich absichtlich mit dem roten Himmel belassen bearbeitet, weil es dadurch so außergewöhnlich wirkt.

Ein roter Himmel wird jetzt wieder blau und wirkt natürlicher als der "Mars-Effekt" - doch auch das Rot hat seinen Reiz.
Zum Vergleich das unbearbeitete RAW nach dem Kanaltausch:
 


Abtei Himmerod nur mit Kanaltausch, ohne weitere Bearbeitung

Hier haben wir nach dem Kanaltausch den typisch flauen Look eines RAW-Fotos. Unser IR-RAW kann also ebenfalls wie gewohnt, ganz "normal" bearbeitet werden - oder völlig experimentell. Fantasie und Kreativität sollten sich gerade in dieser "Märchenwelt" völlig frei entfalten können.

Das Schöne in der IR-Nachbearbeitung ist ja, dass man hier keine "Falschfarben" mehr hat - man ist ohnehin schon in einer Welt unterwegs, die wie eine andere Dimension wirkt. Und in der gibt es kein richtig oder falsch bei den Farben.
Man sollte sich frei fühlen zu experimentieren - das Ergebnis zählt.

Mich begeistert dieser Nischenbereich, der noch von zu vielen zu wenig Beachtung erfährt, immer wieder aufs neue.
Wer einmal die Gelegenheit hat eine umgebaute IR-Kamera zu testen, sollte das Angebot auf jeden Fall annehmen!

Aber womit macht man nun die Nachbearbeitung?
Der Platzhirsch Adobe hat in einer seiner Anwendungen auch den Kanaltausch integriert, ich weiß nur nicht ob nun in PS oder LR.
Meine Anwendungen dafür sind RAW Therapee oder Dark Table, beides open Source und sie zwingen mich im Gegensatz zu Adobe auch nicht zu einem bestimmten Betriebssystem.

Wenn der Kanaltausch (vorausgesetzt er ist überhaupt nötig) durchgeführt ist, kann man die IR Aufnahme weiter bearbeiten
wie jedes andere Foto auch. Ich arbeite seit Jahren hauptsächlich mit dem CyberLink Photo Director, bzw. für Ebenenbearbeitungen mit dem uralten Corel PhotoPaint.
Service und / oder Support sollte man allerdings für den Photo Director nicht benötigen. Denn da leistet sich CyberLink einen Totalausfall.

Bei meiner seinerzeit nagelneuen Version 14 wurde mir nach der Installation ein Update angeboten, dass sich sehr schnell als Demoversion entpuppte! CyberLink wollte die Schuld auf den Händler abschieben.
Eine neue Vollversion die durch solch einen Fehler entwertet wird und Kunden mit gekauften Lizenzen riesige Wasserzeichen in die Bilder haut, ist ein absolutes NoGo.

Zurück zum Thema.

Wenn man schon dabei ist, kann man natürlich auch gleich mit RawTherapee oder DarkTable weiter machen.
Nur weil die beiden Programme open source sind, heißt das nicht, dass sie nichts taugen - im Gegenteil!
Wirklich alles wichtige haben sie an Bord. Sogar einen Verlaufsfilter gibt es.
Aber RAW ist RAW - alles was mit dem Format kompatibel ist, kann zur weiteren Bearbeitung der RAW, bzw. nach dem Kanaltausch gespeicherten tif-Dateien genutzt werden.

Etwas weiter oben hatte ich ja bereits angesprochen, dass es in der IR Fotografie keine "Falschfarben" mehr gibt.
Wie will man eine Welt beschreiben, die keiner von uns sehen kann?
Und die dazu bei jeder Bearbeitung in einer anderen Weise, z.B. sehr surreal, dargestellt werden kann. Wie hier:
 


Heizkraftwerk Berlin Lichtenberg

Einen orange-braunen Himmel wird sicher noch kein Mensch gesehen haben und sicher auch keine gelblichen Wolken.

Es ist also eine reine Geschmacksfrage, ob man den Kanaltausch vornimmt oder nicht.
Je nach Motiv habe ich auch schon einen Kanaltausch gemacht und das "umgedrehte" Bild mit dem ursprünglichen RAW verglichen.
IRreCams hat zum Thema Kanaltausch noch eine eigene Lösung entwickelt: Den Infrablue Filter!

Hier ein Auszug aus der Beschreibung:
"Der IRreCams InfraBlue-Filter reduziert den Aufwand bei der Nachbearbeitung von IR Aufnahmen.
Das Ergebnis ist ähnlich dem des 630 nm Filter, also gelbes Laub unter einem blauen Himmel.
Durch den InfraBlue-Filter entfällt die Notwendigkeit eines Kanaltausches.
Das fertige Bildergebnis wird bereits auf dem Display sichtbar. Das ist besonders vorteilhaft, wenn man in Infrarot filmen möchte."


Für diesen Beitrag habe ich dann bei IRreCams "etwas zu viel gelesen"...
Von einem Filter unter 600nm hatte ich bis dato noch nie gehört. Entsprechend erstaunt war ich dann beim Anblick der Fotos vom 550nm Filter mit seinem orangefarbenen Glas.

Hier ist alles so ganz anders, als ich es von meinen bisherigen Filtern kenne. Ohne Kanaltausch werden hier z.B. Pflanzenteile blau!
Richtig blau. Nach dem üblichen Kanaltausch rot gegen blau und blau gegen rot erscheint das Laub nun rosa bis rot. Auf den Himmel hat der Kanaltausch hier kaum einen Einfluss. Also ganz anders wie bei meinem Farb-IR Clipfilter 642.
Hier ein erster Eindruck:
 


Das 550nm Foto nach der Bearbeitung



Das unbearbeitete 550nm Foto nach dem Kanaltausch



Das fertige 550nm Foto mit Kanaltausch nach der Bearbeitung,
Rot und Orange habe ich aufgezogen, um aus dem Rosarot ein sattes Rot zu bekommen

 

Dann gibt es noch die Option der Teilentsättigung, ähnlich einem ColorKey.
 


Abtei Himmerod nur mit Kanaltausch und Teilentsättigung

Noch einmal die Abtei Himmerod.
Die Farben hatten mir vor dem Kanaltausch besser gefallen, nur der rote Himmel war für meinen Geschmack zu aufdringlich und reduzierte die Abtei in ihrer Wirkung. Kurzerhand versuchte ich den roten Regler, dann orange. Schon war der Himmel dezenter, die untergehende Sonne beleuchtete das Gebäude und legte die Vegetation in weichem Übergang in sanfte Schatten.

Unter einem blauen Himmel wirkte das Bauwerk kühl, nüchtern. Hier erscheint es eingebettet in die Hügellandschaft, wie in einem Nest.

Ein Bild drei Zustände / Bearbeitungen. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt!

Doch das ist noch nicht alles!
Schaut man sich den Himmel über dem Schloss Charlottenburg an, erscheinen die Wolken extrem deutlich.
Tatsächlich werden Wolken und Nebel im Infrarotlicht immer dichter erscheinen als wir es vom sichtbaren Licht gewöhnt sind.
Doch was wäre, wenn wir in einem für uns nicht erkennbaren Licht erscheinende Dinge, nicht nur nicht sehen, sondern gar nicht bemerken?
Als würde man über einen unsichtbaren Gegenstand stolpern.

Ganz so ist es mit Materie natürlich nicht. Sowohl UV- als auch Infrarotlicht haben keine Zauberwirkung.
In diesen Wellenlängen geschieht im Grunde nichts anderes, als das sich die Farben ändern, in denen z.B. Pflanzen das Licht reflektieren.

Doch es gibt auch andere Dinge, die weniger einfach zu erklären sind.
So wie feinste Wolkenanfänge im Infrarotlicht sichtbar werden, lange bevor sie im sichtbaren Licht zu erkennen sind,
beeinflussen auch andere Faktoren das aufgenommene Bild. Und hier wird es wirklich spannend.

Denn was hier auf dem Bild erscheint, ist dem roten Himmel wegen seiner Auffälligkeit ähnlich. Jedoch nur ähnlich.
 

Ich für meinen Teil finde diese Wirkung besorgniserregend.
Denn dort wo im Bild die Strahlen ihren Ursprung nehmen, befindet sich auch ein US Militärstandort.
Was kann eine solche Wirkung, eine solche dunkle Abstrahlung haben?
Niemand konnte sich bisher erklären, was auf diesem Bild im Infrarotlicht unzweifelhaft zu sehen ist.

Diese dunklen Strahlen kamen hier an einem Sommerabend aus west-südwestlicher Richtung - die Sonne ging auf dem Bild
hinter meiner rechten Schulter unter.
Schaut man auf das Zentrum der Abstrahlung unten links, ist offensichtlich, dass es keine Sonneneinstrahlung von rechts ist, die dieses Bild zeichnet.
Denn die hellen Bereiche zischen den dunklen Strahlen werden zu deren Zentrum hin schmaler, wo sie breiter werden müssten,
kämen sie als Licht von rechts. So wie die dunklen Strahlen von links nach rechts breiter werden.

Die Kontraste und Tiefen etwas angezogen, verdeutlicht dieses bearbeitete jpg aus einer RAW Datei nur das,
was das Vorschau-jpg unten bereits erahnen ließ:
 

Wieder zurück zu der Frage nach diesem Bild, führte mich eine meiner Neuentdeckungen, die UV Fotografie.
Auch hier zeigt die Natur Reaktionen, ähnlich dem Wood Effect, die unsere Augen nicht sehen können.
Insekten z.B. können UV-Licht wahrnehmen. Sie sehen Dinge, die wir nie sehen werden. Das sollte man einmal sacken lassen.
Zur UV Fotografie habe ich hier wirklich beeindruckende Aufnahmen gefunden:
UV-Licht verwandelt normale Blumen in fremdartige Geschöpfe mit seltsamen Farben und funkelnden Lichtern.


Die Leuchten für die ersten UV-Aufnahmen sind bereits unterwegs.
So wie es inhaltlich für ein Thema reicht, melde ich mich mit einem ausführlichen Beitrag zur UV-Fotografie zurück!

* Das ist im Regelfall die beste Wahl.
Man kann keine Änderung vergessen und muss sich zu Hause nicht über Fehlfarben ärgern, die sich kaum oder gar nicht korrigieren lassen.


 
             
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